Future Skills fördern
Generelles
Lehre an der BFH bereitet auf zukünftige Lebens- und Arbeitswelten vor.
Studierende werden fit für die Zukunft. Fachwissen ist wichtig. Daneben werden Future Skills für alle Disziplinen und Branchen immer wichtiger. Future Skills sind Fähigkeiten, mit denen die immer komplexeren Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden können. Future Skills sind der Schlüssel für langfristigen Erfolg am Arbeitsmarkt und grundlegend, um die digitale Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Future Skills werden an der BFH in allen Fächern gemeinsam mit den Fachkompetenzen gefördert.
(Leitlinien Lehre und Strategie Lernen und Lehren im digitalen Zeitalter)
Was ist das Ziel des Merkblatts?
Das Merkblatt hat zum Ziel, über das Verständnis von Future Skills an der BFH und das zu Grunde liegende Kompetenzmodell zu informieren. Das Dokument gibt praktische Hinweise und Hilfestellungen zur Ausarbeitung, Formulierung und Überprüfung dieser Kompetenzen für Modulbeschreibungen sowie für einzelne Lehrveranstaltungen. Die hier beschriebenen Future Skills sind Teil des Kompetenzprofils aller Mitarbeitenden, in der Hochschullehre tätigen Personen sowie Studierenden.
Studiengänge setzen ausgehend von diesem Merkblatt Schwerpunkte und diskutieren die Integration in der Lehre. Future Skills sind integraler Bestandteil aller Lehrveranstaltungen.
An wen richtet sich das Merkblatt?
Das vorliegende Merkblatt richtet sich an Lehrende, Leitungspersonen sowie an Personen, die an Curriculumsentwicklung beteiligt sind.
Was sind Future Skills?
Heute und künftig haben wir es mit sich rasch wandelnden und unvorhersehbaren Handlungskontexten zu tun. Dank Future Skills sind Individuen auch zukünftig kompetent, selbstorganisiert komplexe Probleme zu lösen. Future Skills bestehen aus Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen und haben Leitwerte als Basis. Sie können in einem Lernprozess angeeignet werden.
Future Skills sind somit nicht unbedingt neue Kompetenzen, sondern solche, die die nächsten Jahre besonders wichtig sein werden und nicht automatisierbar sind.
Wie weit wird mit den Future Skills in die Zukunft geblickt?
Wir blicken 5–10 Jahre in die Zukunft, da dieser Zeitrahmen einigermassen prognostizierbar und planbar ist. Die Future Skills sollen zyklisch überprüft und aktualisiert werden.
Auf welches Future Skills-Modell stützt sich die BFH?
Das Merkblatt lehnt sich an das Kompetenzmodell von Sarah Genner (2019) an. Sie hat 26 Kompetenzmodelle analysiert und aggregiert. Das Genner-Modell umfasst Selbst-, Fach-, Sozial- und Digitalkompetenzen sowie Leitwerte. Die Selbst-, Fach- und Sozialkompetenzen bilden die drei zentralen Kompetenzbereiche. Diese werden durch die Querschnittskompetenz Digitalkompetenz um spezifische Aspekte ergänzt, welche durch digitale Technologien dazukommen. Die Digitalkompetenz kann als eine Art «Update» der Kompetenzbereiche verstanden werden. Die Leitwerte bilden das Fundament des Modells (Genner, 2019).
Was haben Werte und Future Skills miteinander zu tun?
Leitwerte bieten Orientierung für die Haltung im professionellen Handeln und für das Anwenden von Kompetenzen. Die hier zugrunde liegenden universalen Leitwerte stammen aus der wissenschaftlichen Fachrichtung der Positiven Psychologie (Peterson & Seligman, 2004). Sie sind im Rahmen weltweiter Studien also solche identifiziert worden, die ‘Gutes’ möglich machen. Ohne die Basis von Leitwerten, wirken sich Kompetenzen im gesamtgesellschaftlichen Sinn nicht zwangsläufig konstruktiv und positiv aus. Beispielsweise unterscheidet sich eine Ethical Hackerin, welcher die Sicherheit von Computersystemen erhöht, nicht in den Kompetenzen von einerm Hacker*in, sondern nur in den Leitwerten. Es ist strittig, ob Werte gelernt werden können (Genner, 2019), sie müssen jedoch reflektiert werden.
Anmerkung: Eine Ethical Hacker*in ist eine ethischer Computerhackerin oder eine Computersicherheitsexpertein, dieder sich auf Penetrationstests und andere Testmethoden spezialisiert hat, welche die Sicherheit der Informationssysteme eines Unternehmens gewährleisten.*
Das Modell
Was haben Werte und Future Skills miteinander zu tun?
Leitwerte bieten Orientierung für die Haltung im professionellen Handeln und für das Anwenden von Kompetenzen. Die hier zugrunde liegenden universalen Leitwerte stammen aus der wissenschaftlichen Fachrichtung der Positiven Psychologie (Peterson & Seligman, 2004). Sie sind im Rahmen weltweiter Studien also solche identifiziert worden, die ‘Gutes’ möglich machen.
Ohne die Basis von Leitwerten, wirken sich Kompetenzen im gesamtgesellschaftlichen Sinn nicht zwangsläufig konstruktiv und positiv aus. Beispielsweise unterscheidet sich ein*e Ethical Hacker*in3, welche*r die Sicherheit von Computersystemen erhöht, nicht in den Kompetenzen von einer*m Hacker*in, sondern nur in den Leitwerten. Es ist strittig, ob Werte gelernt werden können (Genner, 2019), sie müssen jedoch reflektiert werden.
Was sind Fachkompetenzen?
Unter Fachkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, allgemeinbildendes und fachspezifisches Wissen in (beruflichen) Situationen zur Lösung von Aufgaben einzusetzen (Handreichung Kompetenzorientiere Lehre an der BFH).
Was sind Methodenkompetenzen?
Methodenkompetenzen sind eng mit den Fachkompetenzen verknüpft. Fachnahe Methodenkompetenzen sind also Fähigkeiten, Fachwissen geplant einzusetzen sowie geeignete und zielgerichtete Methoden zu kennen und anzuwenden, um vielseitig handeln zu können (Handreichung Kompetenzorientierung).
Was sind Sozialkompetenzen?
Unter Sozialkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, soziale Beziehungen zur Aufgabenbewältigung zu gestalten (Handreichung Kompetenzorientierung).
Was sind Selbstkompetenzen?
Unter Selbstkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, die eigene Person als Werkzeug einer Aufgabenbewältigung einzubringen (Handreichung Kompetenzorientierung).
Was sind Digitalkompetenzen?
«Digitale Kompetenz kann man generell als die vertrauliche, kritische und kreative Nutzung von IKT [Informations- und Kommunikationstechnologie] zwecks Zielerreichung in der Arbeit, Beschäftigungsfähigkeit, Lernen, Freizeit, Inklusion und/oder Teilnahme in/an der Gesellschaft definieren.» (DigCompEdu, 2019)
Modell Future Skills
(angelehnt an Genner, 2019; Peterson & Seligman, 2004)
Fachkompetenzen | Methodenkompetenzen | Sozialkompetenzen | Selbstkompetenzen |
---|---|---|---|
Spezifisch je nach Departement, Fachbereich bzw. Studiengang | Analyse
Informationsfilterung, Komplexitätsreduktion, Erkennen von Zusammenhängen |
Diversität
Konstruktiver Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven sowie sozialer und kultureller Vielfalt |
Lernen
Lernmotivation, Lernfähigkeit |
Entrepreneurship
Trendscouting, strategische Initiative, Ressourceneinsatz und Prozesssteuerung |
Engagement
Einsatzbereitschaft, soziale Verantwortung, globales Bewusstsein, Nachhaltigkeit |
Design Mentalität
Kreativität, Erfindergeist, Spielfreude |
|
Organisation
Arbeitstechniken, Zeitmanagement, Projektorganisation |
Kollaboration
Kooperation, Koordination, Leadership, Interprofessionalität und Interdisziplinarität, Interkulturalität |
Resilienz
Belastbarkeit, Standhaftigkeit, Durchhaltekraft |
|
Problemlösung
Identifikation von Herausforderungen, Entwicklung konstruktiver Strategien, Entscheidungsfindung, Prozesssteuerung, innovatives und adaptives Denken |
Kommunikation
Zuhören, konstruktive und adressat*innengerechte Kommunikation, Empathie, Konfliktfähigkeit, Durchsetzungsvermögen |
Selbstregulierung
Selbstorganisation, Selbstreflexion, Impulskontrolle, Priorisierung, Handlungskompetenz |
|
Reflexion
Kritisches Denken, abstraktes Denken, Interpretation, Sinnstiftung |
Flexibilität
Anpassungsfähigkeit, Agilität, Ambiguitätstoleranz, Veränderungsbereitschaft |
||
Wissenschaftliches Arbeiten
Umgang mit Zahlen, Sprachen, Bildern und multimedialen Inhalten auf Hochschulniveau |
|
Digitalkompetenzen (fachlich) | Digitalkompetenzen (methodisch) | Digitalkompetenzen (sozial) | Digitalkompetenzen (selbst) |
---|---|---|---|
Technologien Anwendung fach- und berufsspezifischer Technologien, Lizenzen, Urheberrecht | Data Literacy
Generierung, Verarbeitung, Interpretation, Beurteilung, Vergleich, Filtern, Managen, Anwenden von Daten, datenbasierte Handlungsableitung |
Vernetzung
Interaktion über Technologien, Teilen von Informationen und Inhalten, Engagement in der Online-Gesellschaft, Zusammenarbeit über digitale Kanäle |
Identität
Verhalten im digitalen Raum, Verwaltung der digitalen Identitäten |
Spezifisch je nach Departement, Fachbereich bzw. Studiengang | Informatisches Denken
Datenbasiertes Denken, Modellentwicklung ausgehend von grossen Datenmengen |
Management
kognitiver Last Unterscheidung, Filtern und Verstehen von Informationen nach Wichtigkeit, optimale Nutzung einer Vielzahl von Werkzeugen und Techniken |
|
Medienkompetenz
Erstellung und Veränderung digitaler Inhalte |
Sicherheit
Schutz von Geräten und persönlichen Daten, eigener physischer und psychischer Gesundheit im digitalen Kontext, sozial verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Technologien |
||
Technikumgang
Sinnvoller und gesunder Einsatz digitaler Technologien |
Leitwerte
Weisheit& Wissen | Mut | Menschlichkeit | Gerechtigkeit | Mässigung | Transzendenz |
---|
Empfehlung
Future Skills können als ‘Add-On’ in gesonderten Modulen in die Curricula eingefügt werden. Zu bevorzugen ist allerdings eine Integration in bestehende Module, denn sinnvoller Weise eigenen sich Studierende Fachkompetenzen und Future Skills so häufig wie möglich parallel an – sie kom-men in der Praxis auch gleichzeitig zur Anwendung.
Zudem sollte die Kompetenzentwicklung von Studierenden auch bei Future Skills curricular gedacht werden. Denn nur eine Gesamtschau über alle in einem Studiengang zu erwerbenden Kompetenzen ermöglicht Lücken zu entdecken bzw. zu füllen oder Häufungen zu bereinigen. Ferner zeigen die Beispiele aus den Departementen, dass insbesondere selbstgesteuertes Lernen, z. B. in Projektarbeit, der Förderung von Future Skills dient – etwa der Fähigkeit zur Kollaboration, zu Kommunikation, zu Problemlösung und der Flexibilität.
Und schliesslich kann das Sichtbarmachen von zu vermittelnden bzw. in einem Modul geförderten Future Skills die Reflexion über den individuellen Kompetenzentwicklungsprozess jeders Studierenden unterstützten – z. B. mit explizit aufgeführten Future Skills in einer Modulbeschreibung oder direkt im Austausch mit den Studierenden in einem Modul. Darüber hinaus können Absolventinnen gegenüber Arbeitgebenden auch einfacher aufzeigen und benennen, über welche Future Skills sie verfügen.
Icons
Zu den einzelnen Future Skills gibt es auch Icons! Diese kannst du für deine Lehre verwenden, um deine Module auszuzeichnen. Du findest die Icon-Sammlung hier auf Sharepoint: Link zur Sammlung.
Quellen
Ehlers, U-D. (2020). Future Skills für Absolvent(innen) der Zukunft. In Ders & Meertens, S. A. (Hg.), Studium der Zukunft – Absolvent(inn)en der Zukunft. Future Skills zwischen Theorie und Praxis. Wiesbaden: Springer [URL: https://doi.org/10.1007/978-3-658-29297-3_5]
Genner, S. (2019). Kompetenzen und Grundwerte im digitalen Zeitalter. In: Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ (Hg.), Aufwachsen im digitalen Zeitalter. Bericht der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (S. 9–15). Bern: Eidg. Departement des Inneren.
Konferenz der Fachhochschulen der Schweiz, KFH (2004). Die Konzeption gestufter Studiengänge: Best Practice und Empfehlungen. Bern: Zweite aktualisierte Auflage.
Peterson, C., & Seligman, M. E. (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification (Vol. 1). Oxford University Press.
Rat der Europäischen Union. (2018). Empfehlung des Rates zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Amtsblatt der Europäischen Union, C 198/01(2018), 13. Abgerufen von https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32018H0604(01)&from=EN
Tribelhorn, T. (2011). Leitfaden Learning Outcomes. Bern: Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW Hochschuldidaktik Universität Bern.
Lizenz
“Future Skills fördern” von Virtuelle Akademie und Tina Maurer/ BFH, 2022, lizenziert unter CC BY-SA 4.0 International