Anleitung zum kreativen Autobiografischen Schreiben

Für Studierende unterschiedlicher Richtungen kann es wichtig sein, sich eigenen autobiografischen Erfahrungen schreibend anzunähern und sich damit auseinanderzusetzen. Anhand dieser vier Video-Anleitungen von Prof. Dr. Shirin Sotoudeh können sie ausgewählte biografisch wichtige Themen – Erfahrungen zu Kindheit, Fremdheit und Zugehörigkeit, Selbstverständlichkeiten und Entscheidungen – schreibend erkunden. Dabei ist es hilfreich, wenn Studierende eine Einführung ins kreative Schreiben und in die erforschten Wirkungen des Schreibens (siehe Literaturverzeichnis) erhalten, bevor sie sich schreibend eigenen Erfahrungen zuwenden.

Auch die Reflexion ihres Vorgehens, der Schreiberfahrung und der Wirkung des Schreibens mittels einer angeleiteten Auswertung verstärkt den Lerneffekt. Sie erfahren Schreiben als Form und Weg des Nachdenkens, als wirkungsvolle Problemlösungsstrategie, als Zugang zu Ressourcen und als wertvolle Unterstützung der Selbststeuerung. So kann es auch gelingen, dass Studierende kreatives autobiografisches Schreiben für ihr Handeln im Alltag während des Studiums nutzbar machen und Ideen entwickeln, wie sie dies für ihre Praxis in unterschiedlichen Berufsfeldern einsetzen können. Wichtig ist allerdings, dass alle Texte, welche die Studierenden anhand der unten verlinkten Videos schreiben, nur für diese selbst zugänglich sind und auf keiner Lernplattform veröffentlicht werden. Erst dieser Schutz des Schreibens ermöglicht es, sich intensiv und unbefangen auf die Schreiberfahrung einzulassen.

Zusätzlich zu einer Einführung in diese vielleicht ungewohnte Art des Schreibens ist es wichtig, den Studierenden Anleitungen anzubieten, wie sie ihre Schreiberfahrung reflektieren und aus unterschiedlichen Perspektiven – schrittweise von erfahrungsnaher zu stärker theoretisch inspirierter Reflexion – auswerten können. Diese Kurzreflexionen können in einem weiteren Schritt zu bekannten Wirkungen des Schreibens in Bezug gesetzt werden und so theoretisiert werden. Allerdings muss je nach Ziel und didaktischem Setting vor Beginn des Schreibens geklärt und kommuniziert werden, wie die Auswertung erfolgen wird und wer Zugang zu den entsprechenden Kurzreflexions-Texten erhält (z.B. nur die Lehrperson).

Ein Beispiel einer Kurzreflexion ist hier aufgeführt:

Gleich anschliessend an das Schreiben kannst du dir einige Minuten Zeit nehmen und dir zu den folgenden Fragen Notizen machen::

  • Wie war die Übung für dich?
  • Hat sie dir gut getan oder weniger? Und was heisst das konkret?
  • Bist du zu bestimmten Erkenntnissen gekommen?

Die Texte und Videos zu „Kreatives Autobiographisches Schreiben“ von Shirin Sotoudeh / BFH Soziale Arbeit, Mai 2024, sind lizenziert unter CC BY-SA 4.0 International

Weiterführende Literatur:

Goldberg, N. (2009). Schreiben in Cafés. Berlin: Autorenhaus.

Gudjons, H,, Wagener-Gudjons, B. & Pieper, M. (2008). Auf meinen Spuren. Übungen zur Biografiearbeit. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.

Heimes, S. (2012). Warum Schreiben hilft. Die Wirksamkeitsnachweise zur Poesietherapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Hölzle, C. (2009). Gegenstand und Funktion von Biografiearbeit im Kontext Sozialer Arbeit. In C. Hölzle & I. Jansen (Hrsg.), Ressourcenorientierte Biografiearbeit (S. 31-54). Wiesbaden: VS Verlag.

Horn, A. B. & Mehl, M.R. (2004). Expressives Schreiben als Copingtechnik: Ein Überblick über den Stand der Forschung. Verhaltenstherapie 14, S. 274-283.

King, L. (2001). The health benefits of writing about life goals. Personality and Social Psychology Bulletin, 27(7), 798–807.

Klein, O. G. (2018). Tagebuchschreiben. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach.

Ortheil, H.-J. (2014). Schreiben über mich selbst. Spielformen des autobiografischen Schreibens. Berlin: Dudenverlag.

Pennebaker, J. W. (2010). Heilung durch Schreiben. Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe. Bern: Hans Huber.

Pennebaker, J., W. & Chung, C. K. (2011). Expressive writing and its links to mental and physical health. In H.S. Friedman (ed.), The Oxford Handbook of Health Psychology (S. 417-437).

Rico, G. L. (2002). Garantiert schreiben lernen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Ruhe, H. G. (2003). Methoden der Biografiearbeit. Lebensspuren entdecken und verstehen. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz.

Rusch, S. (2019). Stressmanagement: Ein Arbeitsbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung (2. Aufl.). Berlin: Springer-Verlag.

Werder, L. von & Schulte-Steinicke, B. (2008). Schreiben von Tag zu Tag. Wie das Tagebuch zum kreativen Begleiter wird. Ein Handbuch für die Praxis. Mannheim: Walter.

Wilz, G., Risch, A. K. & Töpfer, N. (2017). Das Ressourcentagebuch. Eine ressourcenaktivierende Schreibintervention für Therapie und Beratung. Berlin: Springer.