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DACUM

Beschreibung/Definition

DACUM (Developing a Curriculum) ist ein Ansatz für die Analyse von Berufen. Damit können für einen bestimmten Beruf schnell und relativ kostengünstig eine Liste von Tätigkeiten ermittelt werden, welche die wesentlichen Aufgaben dieses Berufes abdecken. Diese Liste kann dann insbesondere als Grundlage für die Entwicklung von Curricula und als Evaluationsinstrument für Ausbildungsprogramme dienen.

Entstehung

Der DACUM-Prozess wurde ursprünglich gemeinsam von der Experimental Projects Branch, dem Canada Department of Manpower and Immigration, und der General Learning Corporation of New York entwickelt. Er wurde das erste Mal 1964 von der Women’s Job Corps in Clinton, Iowa, verwendet. Der Durchbruch gelang, als Kanada entschied, DACUM als ein Versuchsmodell für die Analyse von typischen Berufen für die New Start Corporations einzusetzen und weiter zu entwickeln. In den späten sechziger Jahren wurde der Prozess durch R. E. Adams weiter verfeinert. Er hat ihm auch den Namen gegeben. Seit den siebziger Jahren wird DACUM nicht nur in Kanada, sondern auf der ganzen Welt angewendet.

Anspruch und Grundphilosophie

Ausgangspunkt für die Entwicklung von DACUM war die Feststellung, dass in vielen Ausbildungen das, was vermittelt wird, wenig mit dem zu tun hat, was die Studierenden für ihren beruflichen Alltag brauchen würden. Die Ausgabe des DACUM Handbuchs von 1999 bringt das wie folgt auf einen knappen Nenner:

“Should We Teach –

  • What we know best?
  • What we were taught?
  • What we enjoy teaching?
  • What we have experience with?
  • What the textbook happens to include?
    Or
  • What the student/worker most needs for successful emplyoment?“

DACUM geht davon aus, dass nur erfahrene Berufsleute, welche aktiv im Berufsleben stehen, angeben können, was es bedeutet, einen bestimmten Beruf auszuüben. Kurz zusammengefasst:

  • Expert workers can describe and define their job more accurately than anyone else.
  • An effective way to define a job is to precisely describe the tasks that expert workers perform.
  • All tasks, in order to be performed correctly, demand certain knowledge, skills, tools, and worker behaviors.

Zentrales Element des DACUM Prozesses sind deshalb Workshops mit erfahrenen Berufsleuten, an denen eine Liste von Tätigkeiten zusammengestellt wird, welche die wesentlichen Aufgaben des jeweiligen Berufes abdeckt. Unter „Tätigkeit“ wird die kleinste Einheit beruflicher Aktivität mit einem bedeutsamen Resultat verstanden.

Das Verfahren

Das Vorgehen bei einer DACUM Analyse ist in einem umfangreichen Handbuch detailliert festgelegt (neuste Ausgabe).

  1. Needs analysis: Identify job/occupational priority(ies)
  2. Job/occupational analysis: Conduct DACUM workshop to identify duties and tasks
  3. Task verification: Obtain ratings on importance, difficulty, frequency, etc.
  4. Task selection: Select priority tasks for training and curriculum development, etc.
  5. Task analysis: Analyze selected tasks for steps, knowledge required, safety, performance criteria. Etc.

Die Liste der Tätigkeiten wird im Schritt 2 gewonnen. „Vorgesetzte können … mitarbeiten, solange sie nicht mehr als 20 Prozent des Komitees ausmachen. Lehrpersonen werden … grundsätzlich ausgeschlossen.“

Geleitet wird der Workshop (und auch die anderen Arbeiten) von einem/einer DACUM Facilitator. Laut Handbuch ist die wichtigste Aufgabe dieser Begleitperson immer und immer wieder zu fragen: “Und was macht ihr genau?”.

DACUM Chart

Die Liste der Tätigkeiten wird als sogenanntes DACUM Chart organisiert. Die wichtigsten Begriffe sind dabei:

  • Job – Beruf
  • Duty – Aufgabe
  • Task – Tätigkeit
  • Step – Schritt

Zur Veranschaulichung gibt das Handbuch unter anderem folgendes Beispiel:

  • Beruf: Eltern sein
  • Aufgabe: die Kinder einkleiden
  • Tätigkeit: Kleider für die Schule kaufen
  • Schritt: die richtige Kleidergrösse wählen

DACUM und die Qualifikationsprofile

Die Qualifikationsprofile, welche für jeden Beruf erstellt werden, sind in ihrer Struktur direkt aus den DACUM-Charts hervorgegangen. Einzig die Begrifflichkeit hat sich geändert:

  • DACUM: „duty“ – Qualifikationsprofil: „Handlungskompetenzbereich“
  • DACUM: „task“ – Qualifikationsprofil: „Handlungskompetenz“

Empfehlungen

Um die oftmals überladenen Studienpläne zu entschlacken und einen Fokus auf die beruflich wirklich relevanten Tätigkeiten und somit die damit nötigen beruflichen Handlungskompetenzen zu ermitteln ist die DACUM Methode bei Curriculumsrevisionen oder Neutentwicklungen von Curricula sehr zu empfehlen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Erhebung der Tätigkeiten mit Personen aus der beruflichen Praxis erhoben werden und dies ganz zu Beginn des Prozesses statffindet.

Vertiefung zum Thema

http://www.dacum.org

Verwandte Themen

Berufliche Handlungskompetenz

Lernergebnis / Learning Outcomes

Quellen

Ghisla, G., Bausch, L., & Boldrini, E. (2008). CoRe – Kompetenzen-Ressourcen: Ein Modell der Curriculumentwicklung für die Berufsbildung. In Zeitschrift für Berufs – und Wirtschaftspädagogik (Bd. 104).

Kaiser, H. (2005). Wirksame Ausbildungen entwerfen. Das Modell der Konkreten Kompetenzen.

Norton, R. E. (1997). DACUM Handbook. Ohio.

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